«Ich mache mir die Welt… widewide wie sie mir gefällt…»
… heisst es im bekannten Kinderlied über Pippi Langstrumpf. Sich die Welt so machen, wie sie einem gefällt… Wer hat nicht schon davon geträumt?
Wer sich etwas mit Astrid Lindgren und ihren Geschichten auseinandersetzt erfährt, dass sie die Figur Pipi Langstrumpf nicht an ihrem Schreibtisch und schon gar nicht für die Kinder der halben Welt erfunden hat. Lindgrens Tochter war schwer krank und musste während vielen Wochen das Bett hüten. Immer wieder bat sie ihre Mutter, ihr eine Geschichte zu erzählen. Und da man damals noch nicht auf YouTube oder Spotify zurückgreifen konnte, blieb der Mutter nichts anderes übrig, als ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. Und was könnte für ein Kind, dass gerade gar nichts kann, unterhaltsamer sein als Geschichten über ein Mädchen, dass (fast) alles kann? Voilà, Pippi war geboren. Dass Pippi Langstrumpf einst eine der bekanntesten Kinderbuchfiguren werden würde und dass sie Generationen von Kindern faszinieren und inspirieren würde, davon ahnte Mama Lindgren zu diesem Zeitpunkt noch nichts.
Was sie tat, war eigentlich so einfach und auch so genial. Sie eröffnete ihrem schwerkranken Kind einen SpielRaum, nahm sie mit auf eine Fantasiereise, in eine Welt in der plötzlich alles möglich war…
Leider kann ich sie nicht fragen, aber ich vermute stark, dass diese Momente nicht nur für das Kind, sondern auch für die Mutter heilsam waren.
Aus der Hirnforschung wissen wir, dass im Gehirn praktisch das Gleiche passiert, wenn wir etwas wirklich tun, wie wenn wir es nur in unserer Vorstellung, Imagination tun. Wenn wir uns also imaginär in einer Welt bewegen «wide wide wie sie mir gefällt» kommen Emotionen in Bewegung, ganz ähnlich dem wie es wäre, wenn wir wirklich in so einer Welt wären.
Das ist absolut genial! Es öffnet uns ein riesiges Feld von Möglichkeiten: ein SpielRaum! In diesem SpielRaum kann selbst mit schwierigen Emotionen wie Angst, Aggression, etc. gespielt werden, sie können so auf ungefährliche und verträgliche Art und Weise ausgelebt werden.
Gerade für Kinder, die Schweres erlebt haben, oder immer noch drinstecken, können solche SpielRäume zu einer wichtigen Ressource werden. Geschichten, innere Fantasiewelten oder Fantasiereisen können eine Hilfe sein, aus der Anspannung in die Entspannung zu finden und mindestens temporär Entlastung bieten von dem was gerade schwer ist.
Doch nicht nur für Kinder, sondern auch für uns gilt dieses universelle Angebot des Spiels. Offenbar hat sich Astrid Lindgren darauf eingelassen denn nicht umsonst stammt folgende Weisheit von ihr:
«Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir alt werden. Wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen!»