Und plötzlich war Frau Honig da

Eine herzliche Vorlese-Buch-Empfehlung – gerade für die Weihnachtszeit

Bei uns war das wirklich so: Plötzlich war sie da und nicht mehr wegzudenken. Frau Honig, von Beruf Kindermädchen von der VFFDAÜDKW (Vermittlungsstelle für Familien, denen alles über den Kopf wächst).

Die von Sabine Bohlmann entworfene Elsa Honig ist eine quasi neuzeitliche Mary Poppins, die mit viel Einfühlungsvermögen & Spiel die Beziehung zu Kindern (und Erwachsenen) aufbaut und gemeinsam mit ihren Bienen und einer Prise Magie Familiensysteme (und mehr!) wieder in Balance und back-on-track bringt.

Oder wie es meine Jüngste formuliert:

„Frau Honig ist ähnlich wie Mary Poppins. Sie hilft immer allen, aber sie ist nicht so strikt wie Mary Poppins. Und sie ist näher bei der Natur, mit ihren Bienen und den Bäumen und so. Da lernt man viel und das gefällt mir!“

Sieben Bände gibt es von ihr mittlerweile. Die ersten vier haben wir unseren Kindern in einem Schnurz vorgelesen. Doppelt, versteht sich, denn auch mein Mann wollte wissen, wer denn Frau Honig ist – und unsere drei Kinder konnten eh nicht genug kriegen.

Und da sind wir auch schon bei den Gründen, warum ich die Frau-Honig-Serie von Sabine Bohlmann von Herzen empfehlen kann:

  • Sie berührt nicht nur die Herzen unserer Kindern, sondern auch die von uns Vorlesenden, denn die stets gelb gekleidete Frau Honig rückt – genau wie Mary Poppins – die Menschen ins Zentrum und vertraut auf die Kraft der Fantasie und des Spiels.

  • Zudem nimmt sie konsequent die Perspektive der Kinder ein und zeigt bspw. in Band 5 auf, wie lächerlich manche Streitereien eigentlich sind und wie sehr Kinder darunter leiden.

  • Ein weiterer Pluspunkt der Serie: Sie spricht Kinder auf einer grossen Altersspanne an. Unsere Jüngste war fünf, als wir den ersten Band vorgelesen haben, und auch für unsere heute Zwölfjährige funktioniert Frau Honig noch als Vorlesebuch. Den neusten Band „Frau Honig rettet ein bisschen die Welt“ lesen wir diese Weihnachten vor. Hach, ich freue mich mindestens so wie die Kinder!

  • Ein Geschenk sind aber auch die Einblicke in verschiedene Familien, Dynamiken und Themen, die wir mit Frau Honig gewinnen durften – auch wenn (oder gerade „weil“) die Familiensettings mit ihren Problemen stereotyp und überzeichnet daher kommen. Wir hatten auf jeden Fall immer ganz viel zu diskutieren und besprechen.

Da ist bspw. die Familie Sommerfeld (Band 1) aus der Spatzengasse 5, in welcher die Mama gestorben ist und der Papa kaum (was heisst kaum: keine!) Zeit hat für die vier Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren. Hier gibt es keine gemeinsamen Mahlzeiten, die Kinder verbringen ihre Zeit meist mit Bildschirmen und echtes Spiel hat sich schon lange verabschiedet… bis Frau Honig auftaucht. In den Worten meiner Ältesten:

„Wie Frau Honig die beiden grossen Kinder aus ihren Ecken rausholt, das ist grosse Kunst!“

Oder dann die Familie Kramer (Band 2), die dringend Unterstützung braucht und der die VFFDAÜDKW Frau Honig schickt: Die Mama erwartet nämlich ihr sechstes Kind und muss im Verlauf der Geschichte gar ins Krankenhaus. Und der Papa steckt von oben bis unten in Arbeit und verliert obendrauf auch noch seinen Job… Wie wunderbar, dass Frau Honig mit ihren Bienen Einzug hält!

Wunderbar überspitzt gezeichnet ist auch die stinkreiche Familie Degenhardt aus Band 3. Die 10-jährige Jolanda Olivia Philomena Viktoria Penelope wohnt mit ihren Eltern in einer Villa, aus der jegliches Spiel vertrieben wurde. Kein Wunder hat Jolanda auch das Kind-Sein komplett verlernt: Sie führt sich auf wie eine Erwachsene, führt ein eigenes Business und hat keine Freunde, sondern Geschäftspartner… Bis Frau Honig kommt und ihr das Tor zur Fantasie wieder öffnet (was keine leichte Aufgabe ist. Mit dem «Tag der Kindheit», den Frau Honig einführt, gelingt der erste Schritt. In den Worten meines Sohnes:

«Diesen Tag finde ich super: Die Köchin macht Gesichter aus Gemüse und Früchten, der Butler spielt mit einem Besen als Pferd Ritter, der Chauffeur wird zum Rennautofahrer und der Gärtner formt alle Büsche zu Tieren. Das sollte es öfters geben! »

In Band 4 dreht sich alles um Bücher und um die Buchhändler-Familie Fink, die einen schweren Stand hat in einer Stadt, in der das Lesen von Büchern als Zeitverschwendung gilt und alle am Bildschirm lesen. Sohnemann Charly flüchtet sich in seine Bücherwelt – bis Frau Honig sein Vorlese-Talent entdeckt und… Nein, ich verrate nicht, ob es Frau Honig gelingt, den Buchladen zu retten und den Menschen das Lesen wieder schmackhafter zu machen ;o)

Ja, und dann gibt es auch noch einen Mini-Band «die Schule der Fantasie», in dem Frau Honig als Stellvertretungs-Lehrerin «Glück» und «Spass» auf den Stundenplan setzt. Oder eben Band 5, der dank dem «Kirschbaum» im Titel P L. Travers Mary Poppins ganz offenkundig Tribut zollt (schliesslich spielt die Geschichte dort am Kirschbaumweg): Hier wohnt die 9-jährige Emma – nicht am Weg, sondern im Baum. Sie ist ausgezogen, weil zuhause zu viel gestritten wurde…

Und last but not least der dieses Jahr erschiene Band «Frau Honig rettet ein bisschen die Welt», in der Elsa Honig vor der kniffligen Aufgabe steht, im Waisenhaus Schwester Ambrosia bei der Betreuung der neun Kinder zur Hand zu gehen. Dazu kann ich aber noch nicht viel erzählen, weil wie gesagt: Das steht bei uns über Weihnachten/Neujahr auf dem Vorlese-Programm! Nur so viel sei verraten: Frau Honig soll sich darin auch um Weihnachten kümmern müssen, damit der Zauber dieser magischen Zeit den Weg zurück zu den Waisenhauskindern findet...

Hach, ich freue mich auf kuschelige Vorlesestunden - heisse Schoggis und warmes Ofenbänkli inklusive.

Et voilà, jetzt hab ich dir ganz viel Honig durchs Maul gezogen… Für den Fall, dass du angebissen hast: Viel Spass beim Vorlesen,

 
 
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